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Frauen auf dem Balkan

Nasiba Abbasova

Während unserer DAAD-Exkursion nach Mazedonien und Albanien, derer Ziel war, die Balkanmuslime zu untersuchen, war es unter anderem interessant die Frauen sowohl in Großstädten als auch in den Dörfern zu beobachten. Es geht hier nicht nur um die Aufteilung der Männer- und Frauenrolle in der Familie oder in der Gesellschaft, sondern auch um den Einfluss der Religion aufs Leben der Frauen. Im unserem Fall des Islams. Laut der letzten Volkszählung von 2002 bekennt sich in Mazedonien über 30% zum Islam. Nach der Volkszählung von 2011 sind in Albanien mehr als 50% muslimischen Glaubens. In den 1968-90er Jahren war  Albanien  ein atheistischer Staat unter kommunistischer Herrschaft.

Tirana, Albanien. Bildquelle: S. Stankovic
Tirana, Albanien. Bildquelle: S. Stankovic

Frauen in den Städten und Dörfern

Die muslimischen Frauen in Großstädten sind überall vertreten: auf den Straßen, in den Märkten und in anderen öffentlichen Räumen, sei es mit oder ohne Kopftuch. In Mitternacht alleine als Frau in der Stadt zu laufen ist nicht gefährlich. Öffentlich Rauchen oder Alkohol trinken ist hier auch kein Problem.

Skopje Old Bazar, mehrheitlich albanischer und türkischer Teil. Bildquelle: S. Stankovic

Die Frauen auf den Dörfern sind sehr nett, aber nicht immer zu sehen. Die öffentlichen Räume wie Cafés oder Teehäuser sind hauptsächlich männlich vertreten. Auf den Dörfern sind meistens Omas  zu beobachten, die in großen, wunderschönen Villas entweder alleine oder mit ihren Männern zusammenleben. Eine von diesen Frauen ist Afrodita, die wir im Dorf kennen lernten. Sie lebt das ganze Jahr alleine in einer zweistöckigen Villa. Ihre Kinder und Enkelkinder leben in Deutschland, die sie ein paar Mal im Jahr besucht. Sie bereitet für sie verschiedene Konfitüre aus ihrem eigenen Obstgarten und andere Spezialitäten vor und nimmt sie jedes Mal  bei ihrem Besuch nach Deutschland mit. Uns hat sie wie ihre eigenen Enkelkinder empfangen und beim Abschied umarmt, geküsst und mit ihren leckeren Äpfeln besorgt.

Frauen der Bektashi Community

Während unserer Exkursion besuchten wir in der mazedonischen Stadt Tetovo  die muslimische Bektashi Community. Während des Gesprächs mit dem netten Herren, der in nächsten Jahren Dervish sein wird, stellte sich heraus, dass die Frauen  Bektashi – Glaubens gut ausgebildet sind. Größtenteils universitäre Abschlüsse. Für die Frauen gibt’s kein Muss in Bezug auf Kopftuch oder Tschador.  Die Bektaschi Community Tetovos hat bis jetzt einmal eine Frau als Baba in  der leitender Position, die höchste Position innerhalb Gesellschaft ist, gehabt.

Frauen als Unternehmerinnen

In Zogaj, einem schönen Dorf am Shkodra See an der montenegrinischen-albanischen Grenze ist seit einigen Jahren von einer jungen Dame eine Werkstatt gegründet worden, wo Teppiche unterschiedlichen Größe, Taschen etc. hergestellt werden. Das ist ein kleines, nettes Team von Frauen, die hier arbeiten.

Zogaj, Inhaberin der Werkstatt. Bildquelle: Darinka Antic
Zogaj, Werkstatt. Bildquelle: Darinka Antic

Gute Zukunftsperspektiven im Ausland

In Gesprächen mit den Frauen war es deutlich klar, dass sie sich die gute und sichere Zukunft ihrer Kinder wünschen und dafür Mühe geben. Viele wollen ihre Kinder für gutes Studium nach Westeuropa und vor allem nach Deutschland schicken und hoffen damit auf gute Bleibeperspektiven. Eine Verkäuferin im Einkaufszentrum in Tirana beim Gespräch sagte, dass sie während der Flüchtlingswelle mit ihrer zwei Kindern nach Deutschland kam und nach einem halben Jahr abgeschoben wurde. Die Frau will ihr bestens tun, damit ihre Kinder gutes Studium in Deutschland bekommen. „Gute Ausbildung“ und „gutes Leben“ in Deutschland/im Ausland sind die größten Wünsche dieser Frauen.