Die Watchdog-Organisation Eco Guerilla
Darinka Antić
„Eco Guerilla ist eine Watchdog-Organisation, die in Tetovo gegründet wurde und jetzt auch in anderen Städte wie zum Beispiel Tirana und Skopje aktiv ist!“
Die NGO Eco Guerilla ist eine Umweltorganisation, die Druck auf die Politik ausübt, mit dem Ziel die Regierung dazu zu bewegen Umweltgesetze einzuhalten. Ihren Ursprung hat die NGO in Tetovo, eine im Nordwesten Mazedoniens gelegene Stadt, nahe der Grenze zum Kosovo. 2013 galt Tetovo als die am meisten verschmutze Stadt in ganz Europa, mit einer 20-fach höheren Feinstaubbelastung als dem von der Europäischen Union vorgegebenen Richtwert.
Hauptverursacher der Luftverschmutzung
Primär ausgelöst wurde diese Belastung durch die in dem 15km entfernten Jegunovce angesiedelte Fabrik Jugohrom, einer Ferrolegierungsanlage, die sich der Einführung von Umweltmaßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung mehrfach und über mehrere Jahre hinweg widersetzte. Gegründet wurde die Fabrik im sozialistischen Jugoslawien und 2010 an ein russisches Privatunternehmen verkauft. Nachdem Mazedonien Beitrittskandidat der Europäischen Union wurde, musste die Regierung neue Umweltreformen einführen. In Folge dessen wurde Jugohrom dazu aufgefordert Luftfilter zu installieren, woraufhin das Unternehmen mehrmals Fristenverlängerungen beantragte, welche seitens der Regierung aufgrund der Bedeutung Jugohroms für die Metallindustrie und die Volkswirtschaft akzeptiert wurden.
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Beweggründe der NGO
Als Grund für die Initiative von Eco Guerilla nannte Arianit Xhaferi, Gründer der NGO, den Informationsmangel innerhalb der Bevölkerung, der ihn dazu veranlasste eine große Informationskampagne zu starten und Demonstrationen zu organisieren, um auf die Luftverschmutzung der Stadt und dessen Konsequenzen hinzuweisen. Letztendlich sollte hierdurch erreicht werden, dass zunächst die Bürger wachgerüttelt werden und folglich die Regierung zum Handeln bewegt wird. Um ein möglichst großes Publikum zu erreichen und alle Bürger anzusprechen, wurden die Informationsmaterialien und Slogans auf Bannern, trotz der Dominanz des Albanischen in Tetovo, zweisprachig, d.h. auf Mazedonisch und Albanisch, gedruckt.
Reichweite der Bewegung
Das Engagement der NGO führte zu einer großen Bewegung in der Bevölkerung, was zur Folge hatte, dass tausende Bürger auf die Straßen gingen und an Massenprotesten teilnahmen. Wegen des steigenden Drucks der Bevölkerung schloss die Regierung 2016 das Unternehmen Jugohrom vorerst und forderte den Verursacher der Verschmutzung zur Installation der notwendigen Filter auf. Bis heute weigert sich das Unternehmen die benötigten Filter zur Reduzierung der Luftverschmutzung einzuführen und bleibt daher geschlossen. Nach der Schließung im November 2016, nahm die Schadstoffbelastung der Luft merklich ab und der PM10, mit dem der Wert der Feinstaubemissionen angegeben wird, sank, wie bereits bei den Messungen im Dezember 2016 zu erkennen war, um mehr als 50%.
Im Laufe der Zeit haben auch weitere Städte, wie zum Beispiel Skopje und Tirana, Eco Guerilla um Hilfe gebeten, weswegen die Reichweite der NGO stetig wächst. Auch wird hierdurch deutlich, dass die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen in Mazedonien an Bedeutung und an Einfluss gewinnt, wodurch auch die Zivilgesellschaft sich zunehmend in wirtschaftliche und politische Prozesse einbringt.
Am 09.09.2017 empfing Eco Guerilla die Exkursionsgruppe in ihrem Sitz in Tetovo.
Weitere Informationen zur Arbeit der NGO und Informationen zur Entwicklung vor Ort können auf der folgenden Homepage eingesehen werden:
ecoguerilla.mk